
Bomben fliegen auf Behsud in Afghanistan. Yasin verliert durch Granatsplitter das rechte Augenlicht. Sein linkes Auge hat eine Sehkraft von acht Prozent. Yasin sieht nahezu nichts. Der junge Afghane hat auch sonst schwere körperliche Einschränkungen und klagt täglich über Schmerzen. Nach der Tortur der Flucht aus seinem Heimatland, ist nicht nur alles neu, sondern auch das ganze Leben in Deutschland voller Barrieren und Hürden. Nichts will funktionieren. Selbst die Grundlage aller Bildung: die fremde Sprache zu erlernen, ist unsagbar schwer, ohne die Fähigkeit zu sehen. Yasin ist nur sehr bruchstückhaft der deutschen Sprache mächtig. Die pädagogisch Verantwortlichen im Alten Dekanat sind sich unsicher, wie ein Einsatz und ein Praktikum bei diesen schwerwiegenden Einschränkungen gelingen kann, als die Anfrage nach einem Praktikum sie erreicht. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt: Vier Stunden täglich arbeitet Yasin im Café und in der Rösterei. Ausgestattet mit seiner Lupe ist ihm keine Herausforderung zu groß: Bedienen der Spülmaschine, Einräumen von Geschirr und Gläsern, Kaffee auswiegen und abpacken, Gästen die Türe aufhalten und ihnen aus und in die Jacke helfen, Servieren von Kuchen am Tisch und vieles mehr. Sein Ehrgeiz ist ungebändigt und er meistert die allermeisten Aufgaben hervorragend. Gelingen kann dieses Praktikum jedoch nur durch die Betreuung Eins zu Eins und die sehr intensive Anleitung.Allen, die täglich mit Yasin arbeiten ist klar: Yasin kann (!) arbeiten und wir müssen uns dafür einsetzen, dass er Arbeit findet. Gelingen wird Yasins Integration jedoch nur durch ein breites Netzwerk von Helfenden. Das Alte Dekanat ist ein solches Netzwerk. Seine große Dankbarkeit dafür, bei uns gebraucht zu werden und sich gebraucht zu fühlen, ist uns Ansporn, diesen Weg mit ihm weiter zu gehen und ihn zu unterstützen bei Arzt- und Behördengängen, ihn in die Universitätsklinik zu begleiten, um den letzten verbliebenen Rest seines Augenlichtes zu bewahren.